Afrikas große Chance
Über erneuerbare Energien in Afrika wird hierzulande wenig gesprochen. Dabei könnte ein massiver Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Biomasse-Anlagen die Armut lindern und regionale Eigenständigkeit bringen. Inspire sprach mit der südafrikanischen Energieexpertin Jasandra Nyker über Errungenschaften und Hürden auf dem Weg zum „grünen Kontinent“.
Frau Nyker, Afrika hat ein enormes Potenzial für erneuerbare Energien. Wird es auch genutzt?
Jasandra Nyker: 2010 war ein Schlüsseljahr. Da begannen viele, aber nicht alle Länder in Afrika den regulatorischen Rahmen für erneuerbare Energien zu erstellen. Die Folge war, dass wir in den vergangenen 15 Jahren einen deutlichen Anstieg in der Installation von Erneuerbaren hatten.
Welche Länder stechen da besonders hervor?
Jasandra Nyker: Nordafrika, vor allem Ägypten und Marokko sind führend in diesem Bereich. Auch Kenia ist ein gutes Beispiel. 90 Prozent der Stromerzeugung basiert dort auf Erneuerbaren – vor allem Geothermie, Wind- und Wasserkraft. Südafrika hat etwa acht Gigawatt an erneuerbarer Erzeugung bereits installiert und einige weitere Gigawatt in Bau. Äthiopien ist ein außergewöhnlich starker Wasserkraftmarkt und baut ein großes Windportfolio auf. Und viele dieser Projekte werden jetzt durch Batteriespeicher ergänzt.
Das klingt wunderbar. Aber gibt es nicht auch große Hürden für den stärkeren Ausbau der Erneuerbaren in vielen Ländern?
Jasandra Nyker: Ja natürlich. Die wohl größte Hürde ist fehlende Finanzierung in vielen Ländern. Vor allem mittelgroße Kraftwerksprojekt bis zu 25 Megawatt Leistung sind davon betroffen. Die Projekte könnten rasch umgesetzt werden, aber es fehlt das Kapital.
In Europa hören wir oft, dass Afrika viel zu wenige und schlechte Stromleitungen hat. Ist da der Ausbau von Erneuerbaren überhaupt möglich?
Jasandra Nyker: Tatsächlich bestehen – so wie in Europa auch – Engpässe bei den Verteilnetzen. Ein großer Teil des Kontinents hat kein Stromnetz. Die Leitungen, die bestehen, sind nicht für Erneuerbare ausgelegt. Das Stromnetz an die neuen Erfordernisse anzupassen, braucht viel Kapital.