Die Zukunft beginnt jetzt. Wenn ich an Österreich im Jahr 2040 denke, dann leben wir in einem Land, das von erneuerbaren Energien angetrieben wird und in dem Ressourcen effizient und vernünftig genutzt werden. Ein Land, in dem es gesellschaftlicher Konsens ist, gemeinsam die Klimakrise abwenden zu wollen und die Lebensqualität auf unserem Planeten zu erhalten. Eine Utopie? Vieles von dem, was uns heute unrealistisch erscheint, ist machbar – wenn wir es nur wollen.
Die europäische Energiewelt hat sich gedreht
Wir stehen an einem beispiellosen Wendepunkt. Seit dem Einmarsch russischer Truppen im Februar 2022 in der Ukraine ist nichts mehr, wie es war. Vergleichsweise günstiges Pipelinegas aus Sibirien steht nicht mehr oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Das hat sich auch massiv in den Strompreisen niedergeschlagen, denn nach wie vor müssen Gaskraftwerke einspringen, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Bis 2027 soll Europa laut EU-Kommission gänzlich von russischem Gas loskommen, 2050 soll gar kein Gas mehr verbrannt werden. Was bedeutet das für unsere Zukunft? Wie können wir die Energieversorgung sichern und wie die Energiewende schaffen?
Was machbar ist, hat Deutschland eindrucksvoll gezeigt. Was vorher als schier unmöglich galt, ging beim Bau von Flüssiggasterminals plötzlich doch: Verfahren wurden dramatisch beschleunigt. Dieses rekordverdächtige Tempo wäre in Österreich beim Ausbau der Erneuerbaren samt Netzinfrastruktur gefragt. Denn die Herausforderungen sind gigantisch: Für ein CO2-neutrales Wirtschaftssystem bis 2040 müssten alle fossilen Prozesse auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Bis dahin wird zudem der Strombedarf massiv steigen – laut dem kürzlich vorgelegten Entwurf des österreichischen Netzinfrastrukturplans von 71 Terawattstunden im Jahr 2020 auf 125 Terawattstunden 2040.
Gemeinsam den Ausbau vorantreiben
Wir müssen beim Ausbau erneuerbarer Energien größer denken. Freiflächenanlagen für Photovoltaik müssen künftig ebenso selbstverständlich zum Landschaftsbild gehören wie Windparks. Beide Technologien spielen eine zentrale Rolle, damit unser Land klimaneutral werden kann. Doch um Akzeptanz dafür zu schaffen, müssen wir die Bürger:innen und die Lokalpolitik frühzeitig in die Projektplanung einbinden. Auch Beteiligungsmodelle werden immer wichtiger, damit Projekte tatsächlich umgesetzt werden können. Dazu ist auch die Politik auf regionaler und lokaler Ebene gefragt: Sie muss ihre Verantwortung für die sichere Energieversorgung wahrnehmen, wir brauchen ihre aktive und unterstützende Rolle!
Eine weitere Schlüsseltechnologie für die Energiewende ist grüner Wasserstoff. Der CO2-freie Energieträger lässt sich als Gas in industriellen Prozessen nutzen, er kann Fahrzeuge antreiben sowie Energie speichern. Das macht ihn zum Gamechanger für die Dekarbonisierung von Industrie und Schwerverkehr. Das Ziel, bis 2030 ein Gigawatt Elektrolysekapazität aufzubauen, ist aus jetziger Sicht ambitioniert. Zudem muss künftig ein großer Teil an Wasserstoff importiert werden. Daher gilt es, jetzt den Rahmen für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Österreich und Europa zu gestalten.