Ein Blick in die Zukunft mit Marc Elsberg

Mit Bestsellern wie Blackout und °C – Celsius hat sich der Autor Marc Elsberg internationales Renommee erarbeitet. Für inspire wirft er einen Blick in die Zukunft, wie die Welt im Jahr 2040 aussehen könnte.

Werden wir das 1,5 Grad-Klimaziel bis 2040 erreichen?

Marc Elsberg: Geschieht nicht bald ein Wunder, schaut es derzeit schlecht aus. Das müsste aber nicht so sein: Wir haben in den letzten 200 Jahren gesehen, was günstige und scheinbar billige Energiequellen alles bewegen können. Getrieben von fossilen Energieträgern gab es eine Bevölkerungsexplosion von 1 auf 8 Milliarden Menschen und gigantische Wohlstandsgewinne. Inzwischen wissen wir aber, dass diese Energieträger große Nachteile haben. Gleichzeitig haben wir neue, regenerative Energiequellen entdeckt. Wenn wir auf diese umstellen, könnte das eine neue Wohlstandsexplosion ermöglichen. Das Narrativ „Wir müssen aufpassen, dass die Energiewende unseren Wohlstand nicht gefährdet“ muss weg. Im Gegenteil: Die Energiewende ist eine Riesenchance und kann unserem Wohlstand einen weiteren Boost geben! Wenn wir das begreifen, können wir auch die ambitionierten Klimaziele bis 2040 erreichen.

Werden wir noch guten Gewissens reisen können?

Marc Elsberg: Ich glaube, das Reisen wird künftig nicht viel anders sein als heute. Vermutlich werden wir sogar noch mehr unterwegs sein als jetzt. Allerdings werden viele der Transportmittel mit erneuerbaren Energien angetrieben werden. Vielleicht schafft man es zum Beispiel bis dahin, dass immer mehr Flugzeuge mit grünem Wasserstoff konkurrenzfähig betrieben werden können Der Zugverkehr könnte global gesehen zunehmen, wenn endlich mehr in die Infrastruktur investiert wird. Es gibt ganze Kontinente, auf denen es derzeit kein entsprechendes Schienennetz gibt, zum Beispiel in Afrika. Auf den Straßen werden sich längerfristig selbstfahrende Fahrzeuge durchsetzen. Wann das der Fall sein wird, hängt auch mit den Kosten, mit versicherungstechnischen Herausforderungen und dem Festhalten an Gewohnheiten zusammen.

Marc Elsberg ist Strategieberater, Kreativdirektor und Bestsellerautor. Bild: Copyright Clemens Lechner.

„Wir müssen weg von diesem oft vorherrschenden Verlust- und Erhaltungsdenken und uns stattdessen auf die positiven Aspekte konzentrieren, die die Energiewende bietet.“

Marc Elsberg
Österreichischer Bestsellerautor
Bild: Copyright Clemens Lechner

Werden wir noch mehr Energie verbrauchen als heute – und wo kommt diese dann her?

Marc Elsberg: Wenn künftig Wasser, die Sonne und der Wind unsere Hauptquellen sind oder auch Derivate wie grün hergestellter Wasserstoff: Dann können wir so viel Energie verbrauchen, wie wir wollen. Auch deshalb birgt die Energiewende so große Chancen! Wir müssen diese nur ergreifen. Denn wo ein Wille ist, da ist vieles möglich. Wenn wir zum Beispiel grünen Wasserstoff in Nordafrika herstellen, wo es riesige Flächen und auch die nötigen klimatischen Voraussetzungen dafür gibt, ist das auch eine wirtschaftliche Chance für solche Entwicklungsregionen. Die Herausforderung dabei wird sein, sich nicht wieder von fragwürdigen Regimen abhängig zu machen. Trotzdem sehe ich die Entwicklungsmöglichkeiten als enorm an!

Wie werden wir wirtschaften?

Marc Elsberg: Wir müssen das umweltzerstörerische und oft auch sozial ausbeuterische System verändern, wie wir wirtschaften. Wir müssen in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen und mit der Umwelt arbeiten statt gegen sie. Die Frage dabei ist, wie man Produkte so gestaltet, dass sie länger halten und man sie vernünftig wiederverwerten kann. Parallel kann man sich damit befassen, wie sie günstiger, weniger aufwendig und effizienter werden – auch das ist eine Chance. Dazu müssen wir weg von diesem oft vorherrschenden Verlust- und Erhaltungsdenken und uns stattdessen auf die positiven Aspekte konzentrieren, die so eine Umstellung bietet. Das betrifft auch die Energiewende. So wird es wohl künftig auch noch Tanker geben, die bestimmte Energieträger und Rohstoffe transportieren. Aber da kann man sich damit befassen, wie diese Tanker gebaut werden, ohne weiter neue Rohstoffe aus der Erde zu graben.

Wie werden wir im Jahr 2040 auf 2023 zurückblicken?

Marc Elsberg: Das wird so sein, wie wir heute auf das Jahr 2006 zurückschauen – manche belustigt, manche eher nostalgisch. Damals gab es noch nicht einmal Facebook, und das ist jetzt auch schon wieder ein sterbender Dinosaurier. Das Internet war noch vergleichsweise jung und Websites haben ganz anders ausgesehen als heute. 2040 wird das ähnlich sein: Bis dahin ist eine ganz neue Generation herangewachsen, die sich über vieles wundern wird, was heute selbstverständlich ist. Was den Klimawandel betrifft, so hoffe ich, dass wir 2040 doch positiver auf heute zurückblicken können. Schon in den 1990er-Jahren gab es gute klimapolitische Ansätze in Österreich. Die wurden leider viel zu wenig genutzt. Deutschland hat in den Nullerjahren die Energiewende eingeleitet, später aber wieder gestoppt. Gute Ansätze waren und sind vorhanden. Ich bin zuversichtlich, dass es insgesamt einen Schwung in die richtige Richtung geben wird. Aber die Zeit ist knapp und wir müssen jetzt kräftig in die Pedale treten!

Zur Person 

Marc Elsberg ist ein international gefragter Bestsellerautor aus Wien. Er befasst sich in seinen Büchern – unter anderem Blackout, °C – Celsius, Helix und Zero – mit drängenden (Zukunfts-)Themen wie Energieversorgung, Big Data und Datenschutz oder Genetik. 

Bild: Copryright Clemens Lechner
Marc Elsberg ist Strategieberater, Kreativdirektor und Bestsellerautor. Bild: Copyright Clemens Lechner.